Grundrifs
der
Römischen Altertümer.
Mit einem Überblick über die
Römische Literaturgeschichte.
in Lehrbuch
für Studierende der oberen Gymnasialklassen und für Lehramtskandidaten.
Von Dr. Cornelius Krieg.
Motto: His ego nec metas rerum nec tempora pono Imperium sine fine dedi. Verg. Aen. I.
Zweite, völlig umgearbeitete und vermelirte Auflage.
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°Na uwört^
Mit 64 Illustrationen und Stadtplan.
Freiburg- im Breisgau.
Herd ersehe Verlags hand lung.
1882.
Zweigniederlassungen in Strafsburg, München und St. Louis, Mo.
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TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T69: [Iii Ann Reg Urkunde Otto Chron Waitz Stumpf Urk Leg], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb]]
Vorrede zur zweiten Auflage.
Seit mehreren Jahren war vorstehender Grundrifs vergriffen, ohne dafs zahlreiche anderweitige Berufsgeschäfte es dem Verfasser erlaubt hätten, eine neue Auflage fertigzustellen. Diese Verzögerung ist, wie ich hoffen darf, dem Buche nicht zum Schaden gereicht. Denn so ist es mir möglich geworden, dasselbe gänzlich umzuarbeiten, und nicht blofs da und dort die bessernde Hand anzulegen, so dafs die neue Auflage in wesentlich veränderter Gestalt erscheint.
Es ist in diesem einen Bande aus den einzelnen Zweigen der römischen Altertümer in gedrängter, aber, wie ich glaube, ausreichender Weise alles vereinigt, was der Schüler der obersten Gymnasialklassen bedarf. Der kundige Leser wird sofort erkennen, wieviel Material auf manchem Blatte verarbeitet ist; nur schwer konnte ich mich freilich oft entschliefsen, einen Gegenstand nicht vollständiger zu behandeln; aber es war die Rücksicht auf die Schule, die Einhalt gebot. Den staatlichen Altertümern, namentlich der Magistratur der Republik, ist mehr, als vielleicht für das Gymnasium nötig scheint, Raum gegeben. Es sind aber gewichtige Gründe, die den Verfasser dazu bestimmten. Einmal ist ein wirkliches Verständnis und eine fruchtbare Lektüre der römischen Klassiker nicht möglich ohne Kenntnis des öffentlich-politischen Lebens der Römer; sodann giebt das Studium von Verfassung und Recht der Römer ein vortreffliches, allgemeines Bildungsmittel ab und schärft den Blick für moderne öffentliche Verhältnisse. Ruht ja überdies Staat und Recht der Neuzeit in mehr als einer Hinsicht auf altrömischer Grundlage. Auch haben die Römer einen guten Teil ihrer weltgeschichtlichen Stellung nächst der jhnen
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Einleitung*.
§ 1. Begriff, Einteilung und Quellen der römischen Antiquitäten.
1. Begriff. Unter römischen Altertümern (im abstrakten Sinne) versteht man die wissenschaftliche Darstellung der gesellschaftlichen Zustände und Yerhältnisse des römischen Yolkes in allen seinen Lebensbeziehimgen. Sie schildern den Bestand der Daseins- und Lebensformen des Yolkes innerhalb eines gewissen Zeitraumes, d. i. Wesen und Einrichtung in Verfassudg, Rechtspflege, Krieg, Kultus und Privatleben. Mithin behandeln die Altertümer das nationale Leben der Römer nach seiner öffentlich-staatlichen und seiner privaten oder bürgerlich - geselligen Seite, zwei Lebensformen, die wir in ihrem fertigen, abgeschlossenen Zustande, nicht wie die Greschichte in ihrem Werden betrachten. Antiquitäten nennt man diesen Zweig der Altertumswissenschaft, weil ihr Gegenstand der Yergangenheit (avitiquitas) angehört. Zwar behandelt auch die Greschichte die gleiche Yergangenheit, aber diese in ihrer fortschreitenden Entwickelung, also die Thaten des Yolkes in ihrem inneren, ursächlichen Zusammenhange und äufseren Yerlaufe.
Im konkreten Sinn verstand man früher und versteht teilweise jetzt noch unter Antiquitäten Gegenstände des öffentlichen und privaten Lebens, [wie Werkzeuge, Münzen, Geräte, Waffen, die uns erhalten sind. Auch fafste man früher unseren Zweig der Altertumskunde mit dem Worte Archäologie zusammen, während dieser Ausdruck jetzt gewöhnlich auf die Kenntnis und Geschichte der alten Kunstdenkmäler beschränkt ist.
Ii 2. Einteilung. Da die Antiquitäten das gesamte nationale Leben umfassen, so zerfallen sie in ihrer systematischen Darstellung in
A. Staats- oder öffentliche Altertümer, und zwar
a. in Altertümer der Verfassung,
b. in Altertümer der Verwaltungy
Krieg, röm. Altertümer. 2. Aufl. 1
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2
2. Name, Landschaften und Urbevölkerung Italiens.
c. in Altertümer der Rechtspflege,
d. in Altertümer des Krieges,
e. in Altertümer des Kultus (der Religion und des Gottes-
dienstes).
B. Privataltertümer: Familienwesen, Lebensweise, Kleidung, geselliges Leben etc. behandelnd.
3. Quellen. Unsere Kenntnis über die Zustände des römischen Lebens schöpfen wir vorzugsweise aus den römischen Schriftstellern (Historikern, Rednern, Dichtern, Grammatikern); aber auch einige griechische Schriftsteller sind für unsere Wissenschaft von gröfster Wichtigkeit. Dazu kommen als Quellen alte Inschriften, Münzen, Bauten, Gemälde, Statuen etc.
Unter den römischen Klassikern, welche sich speziell mit einzelnen Gegenständen der Antiquitäten befafsten, sind zu nennen: Varro (f 27 v. Chr.), de lingua Latina; Cicero (*J* 43 v. Chr.), de republica, de legibus u. a.; Livius
(f 17 n. Chr.) in seinem Geschichtswerke; Ovid (f 16 n. Chr.), fasti; ferner
die Schriftsteller über Landbau (rei agrariae) und Feldmefskunst (agrimen-sores) und die verschiedenen Rechtsquellen; endlich von altrömischen Urkunden, soweit sie erhalten sind, die sogen, leges regiae, die commentarii regum und pontificum, die annales maximi, libri magistratuum, z. B. die fasti con-sulares etc. (vgl. Literaturgeschichte). Von den gy'iechischen Schriftstellern nennen wir: Polybius (f 122 v. Chr.), bxopta •/.ailoxrx.rj; Dionysius v. Halikarnass (um 30 v. Chr.), dpycuoxoyi'a Poland]; Diodorus Siculus (zur Zeit Christi), ßtß?ao&r]xrj latoptvoj; Cassius Dio (155—225 n. Chr.), Iaxopi'a Pcupiatx^; Appian (2. Jahrh. n. Chr.) ebenso und Plutarcli (um 50 n. Chr.), ahiai Pto(j.cuxat u. a.
§ 2. Name, Landschaften und Urbevölkerung Italiens.
Um ein Volk in den Eigentümlichkeiten seines öffentlichen und privaten Lebens zu begreifen, mufs man die natürlichen und die internationalen Bedingtheiten desselben kennen, d. h. das Land, in dem es wohnt, und die Zugehörigkeit und Eingliederung des betreffenden Yolkes in die große Yölkerfamilie.
1. Der Name Italia umfafste in der ältesten Zeit nicht die ganze Halbinsel, sondern anfänglich nur die Südspitze (Lukanien und, Apulien); seit der Eroberung Tarents (272 v. Chr.) aber alles Land von der sicilischen Meerenge bis zu den Flüssen Rubicon und Macra, und seit der Einverleibung der Poländer (Gallia ci-terior) in das römische Reich (43 v. Chr.) das Land bis an die Alpen, so dafs erst seit Augustus Italia Gesamtname für die ganze Halbinsel wurde.
Italia vom altoskischen vitlü, viteliü = Irccxog, Rind, also Rinderland.
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Extrahierte Personennamen: B._Privataltertümer Cicero Dionysius Diodorus_Siculus Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Christi Italiens Apulien Macra Gallia
2. Name, Landschaften und Urbevölkerung Italiens.
3
2. Die einzelnen Landschaften Italiens:
I. Oberitalieu.
Dieses reichte von den Alpen im Korden bis zum Rubicon und Macra im Süden und begriff:
a. Liguria im Westen am sinus Ligusticus.
b. Gallia cisalpina (citerior, togata), seit 222 y. Chr. römische
Provinz. Der Padus (Po) teilte diese Provinz in Gallia
cispadana und transpadana.
c. Venetia, das Land der Yeneter im Osten von Oberitalien,
und
d. Istria, nordöstlich von jenem.
Ii. Mittelitalieu.
Yom Rubicon und Macra bis zum Silarus und Frento im Süden; der Apennin teilt es in eine West- und eine Osthälfte. Dort waren die Landschaften:
a. Etruria, das Land der mächtigen Etrusker; es reichte bis
an die Thore Roms.
b. Latium (vetus und novum), bis zum Liris, und
c. Campania, bis zum Silarus. Im Osten lagen:
d. Tjmbria, bis zum Kar und Aesis,
e. Picenum, bis zum Aternus, und
f. Samnium, bis an den Frento.
Iii. Unteritalien,
bei den Griechen Magna Graecia genannt, das alte eigentliche Italien mit den Landschaften :
a. Lucania, mit samnitischen Bewohnern.
b. Bruttium, im Westen bis zum Laus und Bradanus.
c. Apulia mit Calabria, die östliche Südspitze Italiens, mit
jazygisch-hellenischer Bevölkerung.
3. Bevölkerung. In diesen Landschaften waren seit ältester Zeit Yölker verschiedenfacher Abkunft ansäfsig: in Oberitalien die (etruskischen) Rasener, an den Pomündungen die (illyrischen) Veneter und westlich die (iberischen) Ligurer. Seit dem siebenten Jahrhundert v. Chr. nahmen mächtige keltische Stämme Oberitalien in Besitz, von welchen Gallia citerior seinen Namen erhielt; sie wurden seit dem dritten Jahrhundert v. Chr. allmälig von den Römern unterworfen. — In Mittel- und Unteritalien waren neben den Etruskern (Tuskern), welche Etrurien und einen Teil von
1*
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3. Römische Nationalität.
5
tu?, Fläche, Ebene) erhielten sie den Namen Latini. Ihre Sprache steht in entfernter Verwandtschaft zum Umbrischen, in näherer zum Oskischen, der Sprache der Samniten, Sabiner etc. Zur Übersicht der Stellung der Latiner im indogermanischen, bezw. gräko-italischen Stammbaume vgl. folgendes Schema.
Indogermanisches Urvolk.
2. Um das Leben der Römer zu verstehen, ist also festzuhalten, dafs sie sich als Glied in die große Kette der griechischitalischen Yölker einschliefsen, was namentlich in Rücksicht auf ihre Religion von Bedeutung ist. Die Verwandtschaft der Latiner mit den Griechen einer- und den Italikern andererseits offenbart sich in der gesamten Kultur der Römer: in Sprache, Verfassung, ■Sitte und Religion. Durch das politische Übergewicht der lati-nischen Römer über die Schwesterstämme erlangte die latino-Tömische Kultur die Oberhand, nahm aber auch, namentlich von den Oskern (Sabinern), manche Bildungselemente in sich auf. Von Haus aus hatten die Römer manche Einrichtung, wie das Gfast-recht, den Kolonat, die Klientel, die Scheidung des Volkes in Edle und Freie, ferner das Zusammenthun in Geschlechts- und G-augenossenschaften mitgebracht: Einrichtungen, die allgemein indogermanisch sind. Denn die Indogermanen waren, schon ehe die Gräko-Italiker sich von ihnen ablösten, zu einem gewissen Grade der Kultur gelangt; insbesondere waren die Italiker, seit wir sie kennen, an Ackerbau und stetige Avohnsitze gewöhnt. Aufserdem haben im Laufe der Zeit stammfremde Nationalitäten auf die römische
Asien
(Arier).
Europa.
\
X
/
Inder. dränier.
Nord.
Süd.
/
\
Germanen. Slavo- Britto- Grseko-Italiker. Letten. Kelten.
Griechen. Italiker.
Latiner. Osker.
Umbrer.
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Extrahierte Personennamen: Kolonat Osker
Extrahierte Ortsnamen: Oskischen Asien Europa Britto-
6
4. Die Gründung Roms.
Kultur eingewirkt: die Griechen im Süden, im Norden die Etrusker und Kelten, durch Handelsberührung die Phöniko - Karthager; weniger wohl das in Latium uransässige Volk, die sog. Äboriginer (Casci = Prisci), deren Stammesangehörigkeit nicht ermittelt ist. So zweifelhaft es ist, dafs eine gröfsere Masse Etrusker sich in Rom ansiedelte, so sicher hahen diese auf die römische Kultur eingewirkt; am meisten ist von ihrem ausgebildeten Religionswesen (wie die Opferschau und die Deutung der Himmelszeichen) auf das römische übergegangen; aufserdem fanden ihre Festspiele (z. B. die Gladiatorenkämpfe), dann die etruskische Art, Bauten aufzuführen, und manche Kunstweise in Rom Eingang. Hie Etrusker besafsen eine hohe Kultur, bauten Städte mit Mauerringen, und zwar gern auf Anhöhen, während die italischen Völker in offenen Dörfern (vicatim) wohnten. — Zur Zeit, wo die Römer in die Geschichte ein traten, bestand unter den Latinern in Latium bereits eine Verbindung von Gaugemeinden zu einem Staatenbunde (populus, civitas). Dieser umfafste 30 selbständige Gemeinden (Städte) mit Gegenseitigkeit der Ehe (co-nubium), des Bürgerrechtes (civitas) und des Eigentumserwerbes (commercium), d. i. des Rechtes eines jeden Bundesbeteiligten, innerhalb des ganzen Bundes Handel und Wandel zu üben. Alljährlich traten an den feriae Latinae (Latinerfesten) die Gemeinden zur Beratung ihrer Angelegenheiten und Abhaltung des Bundesfestes am Albanerberge zusammen, an dessen Pufs das gemeinsame Heiligtum im Haine und an der Quelle der Ferentina, der zweiten Schutzgöttin des Latinerbundes, lag; oberster Bundesgott war der Juppiter Latiaris. In dieser latinischen Bundesgenossenschaft hatte wahrscheinlich Alba Longa seit unvordenklicher Zeit die Vorsteherschaft, bis diese (durch König Tullus Hostilius) an die jüngere latinische Stadt Rom kam. Alba Longa stand in älterer Zeit auch unter Königen, deren Macht durch den Rat der Alten (senatus) und die Volksversammlung eingeschränkt war, ganz wie wir es in Rom treffen.
§ 4. Die Gründung Roms.
Über die Gründung Roms haben wir fast nur dunkle und verworrene Sagen. Nach der (jüngeren) Sage sollen Trojaner unter Aneas nach Latium gekommen und Lavinium am Meere gegründet haben, bis sie sich mit den eingeborenen Latinern verschmolzen. Von diesem Mischvolke sei dann Alba erbaut worden und später von hier Rom als Kolonie ausgegangen; und zwar
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Extrahierte Ortsnamen: Roms Latium Rom Rom Latium Albanerberge Rom Rom Roms Roms Latium
§ 5. Geschichtlicher Überblick der Entwicklung der Stadt.
7
soll die Ansiedelung und Stadtgründung unter Leitung der Zwillinge Romulus und Remus geschehen sein. In der Überlieferung von einer trojanischen Avanderung ist aber vielleicht nui eine dunkle Erinnerung an uralte Züge griechischer Kolonisten nach Unteritalien enthalten, während die Sage von Alba Longa darauf hinweist, dafs albanische Kolonisten zu den ersten Ansiedlern Roms' gehörten und dafs Rom ein Glied im alten Latinerbunde war, den es sich im Laufe der Zeit unterwarf. Jedenfalls waren bei der Stadtgründung verschiedene Yölkerstämme beteiligt, wofür manche Staatseinrichtungen (Tribuseinteilung, Unterscheidung der Stände in Patrizier, Plebejer und Klienten u. a. m.) sprechen. Die Sage, dafs Zwei die Stadt gegründet haben, rührt wohl daher, dafs zwei Hauptstämme, mit je einem Könige an der Spitze, die älteste Gemeinde leiteten, woran die späteren zwei Konsuln erinnern mögen.
Als Gründungsjahr gilt (nach Yarronischer Zählung) das Jahr 754 v. Chr. oder Olymp. Yi. 3, als Gründungsfo*/ der 21. April, an dem das Fest der Hirtengöttin Pales, die Pcdilict (Parilia), gefeiert wurde.
Will man die Jahre der Stadt (abgekürzt a. u. c. = ab urbe condita oder ii. c. = urbis conditae) in die Jahre vor Christus umwandeln, so setzt man immer das Jahr 754 an und zieht die Jahre der Stadt davon ab, der Rest gibt das Jahr vor Christus; z. B. 250 a. u. c. (u. c.) = 754 250 oder das
J. 504 v. Chr.
Der alte Name der Stadt war Räma, davon hiefsen die Bewohner Rämneis oder Ramnenses; jünger ist die Form Roma, Romani. Ob das Wort von Rüma, d. i. Erhöhung, oder von Rouma, d. i. Stadt am Roumon oder Rumon, dem alten Namen des Tibevis kommt, ist nicht ausgemacht; im letzteren Falle hiefse Roma soviel als Stromstadt; denn Rümon und Tiberis (osk. Teba, Berg) bedeuten Bergstrom. Vgl. Strymon von Wurzel sru, po, fliefsen. Wahrscheinlich ist es dasselbe Wort, das in ruminalis (ficus rumi-nalis) zu Grunde liegt. Keinenfalls aber kommt der Name vom griechischen
(valentia).
§ 5. Geschichtlicher Überblick und Entwickelung der
Stadt.
Rom war anfangs eine unbedeutende, dorfähnliche Ansiedelung von Hirten auf dem Palatin; als dann Sabiner auf dem Quiri-nal und Kapitolin sich niedergelassen und sich mit den Latinern zu einem Gemeinwesen vereinigt hatten, nahm die Stadt rasch zu, besonders unter den letzten Königen (Servius, Tarquinius), unter welchen ansehnliche Bauten sich erhoben und die sumpfigen, unbewohnbaren Niederungen zwischen den Hügeln trockengelegt
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Extrahierte Personennamen: Christus Servius
Extrahierte Ortsnamen: Unteritalien Rom Hirtengöttin_Pales Roumon
§ 6. Beschreibung der Stadt.
9
nicht gesunder, aber vorteilhafter Lage. Die Hügel boten ihm einen natürlichen Schutz, und es eignete sich trefflich zum Stapelplatz für die Erzeugnisse des Hinterlandes, die es nach dem Meere ausführte Dort, wo der Tiber eine Beugung nach Tv^esten macht, erheben sich nämlich links des Flusses acht und rechts zwei Hügel vulkanischer Art aus der Ebene 5 diese dehnt sich östlich einige Stunden weit nach den Sabinerbergen zu aus, während sie sich im Süden 16 geographische Meilen weit nach dem Meere zu erstreckt, die Landschaft Latium, jetzt Campagna di Roma, bildend (die Campagna umfafst 200 000 Hektaren Landes). Die städtische Gemarkung (ager Rofnanus) umfafste in der frühesten Zeit nur etwa 51/2 Quadratmeilen.
In topographischer Hinsicht haben wir zu betrachten:
Die Hügel. Rom heilst die Siebenhügelstadt. Nur umfafste das ältere Rom nicht diejenigen sieben Hügel, die man später aufzuzählen anfing, sondern folgende in einem Halbkreis um das Kapitol sich gruppierenden, wovon fünf den Namen montes, zwei die Benennung colles trugen.
1. Mons Palatinus 2 (52 m ü. d. M.), ein nach allen Seiten abfallender, ein unregelmäfsiges Yiereck bildender Hügel, früher Palatium (Weideplatz) genannt. Hier war die älteste Ansiedelung, die für sich eine Gemeinde ausmachte; von der Gestalt des Berges hiefs sie urbs quadrata und hatte einen eigenen Mauer-ring mit drei Thoren. Die Bewohner dieser Altstadt waren die latinischen Ramneis.
Nordöstlich stöfst an den Palatin das Forum Rom. und die Via Sacra, westlich der Circus maximus. Auf ihm lagen die ältesten Heiligtümer: der mundus, der ficus ruminalis, das Lupercal, die Tempel des Juppiter Stator, des Apollo (328 dediziert) und der Victoria, am Fufse das alte Königshaus (die Regia'). Der Palatin bot den Königen, dann den Grofsen der Republik und zuletzt den Kaisern ihre Wohnung (die domus Augusti, Neronis und andere glänzende Kaiserpaläste) und besafs die erste große hibliotheca graeca et latina 3.
2. Collis Quirinalis4 (55 m ü. d. M.), daher seine Bewohner Üollini, im Gegensatz zu den Montani des Palatin. Der Quiri-
1 . . . flumen opportunum quo ex mediterraneis locis fruges devehantur, quo maritimi commeatus accipiantur. Liv. 5, 54.
2 Vgl. Pales, die alte Hirtengöttin, von pa-scor, Wurzel pä, nähren, hüten; daher Palatium, umfriedigte Weidestätte.
3 Über die Prachtbauten vgl. Ovid. trist. 3, 1.
4 Quirinalis von Quirinus, Schutzgott der Quirites; dies von quiris oder curis, im Sabin. die Lanze, das Wahrzeichen des Krieges.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land]]
TM Hauptwörter (200): [T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod]]
6. Beschreibung der Stadt.
11
sammlungsort der Bürger; auf dem nördlichen Teile lag der Tempel der Juno Moneta, in welchem sich seit 486 v. Chr. die römische Münzstätte befand, und das Auguraculum, ein eingeweihter freier Platz mit einem Steinsitze, wo der Augur die Auspizien einholte. Zum Kapitolin gelangte man auf einer Fahrstrafse (clivus Capitolmus) und auf Fufspfaden mit steinernen Stufen (scalae).
4. Mons Caelius1 (51 m ü. d. M.), früher von seinen Eich-waldungen Querquetulanus genannt; hier hatte die Ansiedelung des dritten Stammes, der Luceres, statt. Südlich vom Caelius lag das Thal der Egeria mit dem Haine der Camenen und nordwestlich, durch ein kleines Thal getrennt, der Palatin.
5. Mons Aventinus 2 (46 m ü. d. M.), die südlichste Anhöhe Roms, an den Tiber vorgeschoben, vom Palatin durch ein Thal mit dem Circus maximus, vom Caelius im Osten durch das Myrtenthal (vallis Murcia) geschieden. Dieser Hügel, bis auf Kaiser Claudius nicht zum Pomerium gehörend, war vorzugsweise der Wohnsitz der Plebejer, hier hatten sie ihr gröfstes Heiligtum, den Dianatempel.
Früher diente dieser Tempel zum Versammlungsorte des Latinerbundes, nach dessen Auflösung der Berg mit seinen Waldungen zum Ager publicus geschlagen und später den Plebejern zum Wohnsitze übergeben wurde. Die südwestliche Erhebung hiefs Remuria, zur Erinnerung an die unglücklichen Auspizien des Remus; auf dem Aventinus war die Höhle daß Cacus und der Altar Evcmders; auch die Tempel der Bona Dea und der Libertas. Nach dem Tiber zu lag das wichtige Emporium, d. i. der Stapelplatz für die Schiffe und bedeutende Getreidespeicher (horrea); auf der südlichen Höhe baute später Caracalla seine grofsartigen Thermen.
6. Mons Esquilinus3 (65 m ü. d. M.), östlich vom Palatin ' erstreckt sich dieser breiteste römische Hügel quer herunter und geht im Norden in den Yiminal, im Süden in den Caelius über, der westliche Abhang, dem Forum zu, bildete das Stadtviertel Carinae, an das sich das cyprische Viertel (vicus Cyprius) anlehnte , wo Servius Tullius ermordet wurde, und der vicus scele-ratus, wo Tullia ,per patris corpus carpentum egisse fertur‘ 4.
Auf dem Esquilin lag der campus Esquilinus, mit der öffentlichen Richtstätte und dem Hauptbegräbnisplatze (extra portam Esquilinam). Der belebte,
1 Von Caedere, also für Caedius ?
2 Für Avientinus, von ovis, alt avis, Schaf, also Schafberg, oder von Avis, Vogel, Vogelberg?
3 Der Name entweder von esculus (aesculus), Eiche mit efsbarer Frucht, Speiseiche (cprjyoc) (Hör. epod. 5, 100) oder von excolere, draufsen wohnen, Exquilinus (excolinus, wie inquilinus), Vorstadthügel, Exquiliae, Vorstadt.
4 Liv. 1, 48.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien]]
Extrahierte Personennamen: Claudius Caracalla Servius_Tullius Tullia Caedius Schafberg